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Titel: Zwei Seiten einer Mauer
AutorIn: Alexander Stapper
Verlag: Books on Demand
Erscheinungsdatum: 14. Dezember 2015
Format: eBook (348 Seiten)
ASIN: B019CSTGZ0
Preis: 1,99€

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Leseprobe

 

 

Worum geht’s?

»Unter Theos Füßen, die von der Mauer herabbaumeln, haben sich einige von ihnen angesammelt. Sehen kann er sie nicht. Einzig das leise Kratzen am Stein und das Röcheln sagen ihm, dass sie da sind. Bestimmt greifen ihre Hände nach seinen Füßen. Ob sie wohl irgendwann begreifen, dass ihre Bemühungen völlig sinnlos sind? Sie können es noch so oft versuchen, die letzten Meter fehlen am Ende doch. Die obere Kante bleibt für sie unerreichbar.«
Nach einer weltweiten Epidemie wächst Theo hinter einer hohen Mauer auf, die ihn vor den Infizierten beschützt. Die Katastrophe liegt weit zurück, Ordnung und Struktur sind wieder eingekehrt. Doch eines Abends macht er eine Entdeckung, durch die sein gesamtes Weltbild ins Wanken gerät. (Quelle)

Meine Meinung

Mauern haben immer zwei Seiten. Auf der einen bieten sie Sicherheit, auf der anderen sperren sie aus. (Zwei Seiten einer Mauer)

Kratzen, röcheln, Infizierte – das alles klingt nach einem waschechten postapokalyptischen Zombieroman, doch um die wandelnden Toten geht es in “Zwei Seiten einer Mauer” nur bedingt. Vielmehr steht für den Autor die Gesellschaftskritik an erster Stelle.

Theo sitzt jeden Abend auf der Mauer. Der Mauer, die alle Gesunden vor den Infizierten schützen soll. Theo kennt gar keine Zeit ohne Mauer mehr. Er wurde lange nach der weltweiten Epidemie geboren und kennt nur die Gesellschaft und ihre Struktur, wie sie jetzt ist. Hinter der Mauer ist es sicher, vor der Mauer lauert der Tod.
Berufe werden den einzelnen Personen zugeordnet, das Essen ist rationiert und es gibt eine Ausgangssperre. Für Theo ist das Alltag. Um diesem Alltag kurze Zeit zu entfliehen, haben sich Theo und seine Freunde ein Spiel ausgedacht, das sie in den alten Ruinen der Stadt spielen. Als es eines Tages dazu kommt, dass sich die Freunde nachts, nach der Ausgangssperre herausschleichen, um eben dieses Spiel zu spielen, machen die Drei eine Entdeckung, die jede Menge Fragen aufwirft.

Wie bereits erwähnt, spielen die Infizierten in “Zwei Seiten einer Mauer” nur eine untergeordnete Rolle. Ja, sie kommen kurz vor und einer fällt sogar mal einen Menschen an, aber das war es auch schon. Wer sich menschenfressende Zombies in der Hauptrolle wünscht, der sollte weiter suchen. Meiner Meinung nach geht es Alexander Stapper mehr darum aufzuzeigen, wie sich die Gesellschaft und insbesondere einzelne Individuen verändern, wenn Struktur und Ordnung, wie wir sie kennen, nicht mehr gelten und ein neues System auf den Plan gerufen werden muss.

Gut dreiviertel des Buches geht es um Theo. Ich habe ihn auf seinen Streifzügen begleitet und machte mich mit ihm gemeinsam auf die Suche nach der Wahrheit. Im letzten Drittel taucht Theo gar nicht mehr auf und die Erzählperspektive wechselt zu einem neuen Protagonisten, der mir bis dahin allerdings völlig unbekannt war. Das hat mich mächtig irritiert und leider ist diese Irritation auch bis zum Ende des Buches hin nicht verschwunden.
Wie die meisten von euch bin ich ein Fan von Happy Ends. Es muss nicht immer alles Friede-Freude-Eierkuchen sein, aber ich hätte gerne zumindest ein bisschen Hoffnung und den Ausblick auf etwas Positives. “Zwei Seiten einer Mauer” wird euch nicht mit einem Happy End dienen. Vielmehr ist das Ende offen gehalten, gibt Raum für eigene Gedanken und Spekulationen, lässt einen aber auch ganz klar verstehen, dass die Geschichte nicht ganz so ausgegangen ist, wie der Großteil der Leser es gerne gehabt hätte. Nichtsdestotrotz ist es ein passendes Ende, auch wenn ich erst einmal ein wenig gebraucht habe, um es zu verdauen.

Der Schreibstil Stappers ist recht einfach gehalten und wirkt mitunter ein wenig plump. Zu viele Hauptsätze, zu wenige Nebensätze. So ist die Geschichte natürlich leicht und flüssig zu lesen, doch ich hätte mir, angesichts der Thematik, einen etwas ausgefeilteren Schreibstil gewünscht. Leider sind mir auch die Charaktere zu oberflächlich beschrieben worden. Ich konnte keine wirkliche emotionale Bindung aufbauen, so dass mir das Schicksal der Einzelnen gar nicht wirklich nahe gegangen ist. Mehr Tiefe hätte den Charakteren hier sehr gut getan.

Fazit

“Zwei Seiten einer Mauer” ist ein postapokalyptischer Roman, kein Zombieroman. Gesellschaftskritik steht an erster Stelle und regt durchaus zum Nachdenken an, wenn man sich als Leser denn drauf einlassen möchte. Ich muss zugeben, dass ich eine andere Art von Geschichte erwartet, das Buch aber dennoch gern gelesen habe. Daher gibt es von mir 3,5 von 5 Sternen.

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