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“Ein fesselnder Psychothriller über die Abgründe der menschlichen Seele – und der Politik

Ein Mann liegt leblos in einem Hotelzimmer; ein unbekleidetes Mädchen wird in einem Gebüsch gefunden, sie ist halbtot. Akkordeonist und Kriminalpolizist Alvermann und seine Mannschaft kommen auf die Spur einer skrupellosen Menschenschlepperbande, die Mädchen aus Osteuropa nach Deutschland bringt und sie dort prostituiert. Im Laufe ihrer Ermittlungen stößt die Karlsbacher Kripo auf eine gut funktionierende Seilschaft in höchsten Politiker- und Justizkreisen, deren Mitglieder schon vor Jahren Stammgäste in einem Kinderbordell waren …”

Ich verrate mal nichts weiter über den Inhalt, da der Klappentext meiner Meinung nach bereits genug verrät.

Meine Meinung
Wenn ich in einem Restaurant einen Milchkaffee bestelle, dann erwarte ich auch genau diesen zu bekommen und nicht einen Kaffee mit einem Schluck Milch.
Diesen Vergleich kann man auch ganz gut auf Bücher anwenden. Wenn mir der Klappentext eines Buches verspricht, ich würde einen “fesselnden Psychothriller” zu lesen bekommen, dann erwarte ich keinen leichten Krimi.
Auch wenn Himmelskinder über die Abgründe der menschlichen Seele berichtet und mit einer brisanten Thematik aufwartet, war es für mich einfach kein typischer Psychothriller. So findet man beispielsweise keine Cliffhanger, die für einen Spannungsaufbau innerhalb der Geschichte hätten sorgen können.
Leider konnte ich mich bis zum Schluss des Buches nicht aus meiner Erwartungshaltung lösen und mich so nicht richtig auf das Buch einlassen.

Dies hatte zur Folge, dass ich häufiger nur über der Geschichte schwebte und nicht Teil dieser war. Die Autorin präsentiert dem Leser nicht alles auf dem Silbertablett, sondern arbeitet mit Andeutungen, bei denen aufmerksames Lesen gefragt ist. Leider hatte dieses Schweben bei mir den Effekt, dass ich viele Andeutungen zunächst gar nicht als solche verstand und damit wichtige Aspekte nicht mitbekam.
Wichtige Details werden wie beiläufig hereingestreut und teils nur in Nebensätzen erwähnt, so dass der Leser Teil der Geschichte sein muss, um nicht den roten Faden zu verlieren, der sich durch das Buch zieht.
Die vielen Charaktere, die alle namentlich genannt werden, haben bei mir leider für noch mehr Verwirrung gesorgt, so dass ich zu Beginn mehr geschwommen bin, als Anteil an den schrecklichen Ereignissen zu nehmen.
Durch die Fülle an Personen wirken viele zunächst blass und farblos, was sich allerdings bei einigen der Charaktere im Laufe der Geschichte ändert.

Einzig Kommissar Alvermann, Protagonist von Himmelskinder wird bereits zu Beginn als spleeniger, aber sympathischer Charakter vorgestellt, der für meinen Geschmack zu sehr auf seine Gesundheit und seine Unzulänglichkeiten fixiert ist.
Die humorvollen, aber doch derben Sprüche, die sich Alvermann und sein Team zuwerfen sind eine gelungene Abwechslung zu der doch sehr brisanten und bedrückenden Thematik, die dieses Buch aufgreift.

Mit einer eher distanzierten und realitätsnahen Schreibweise schafft Marion Feldhausen es der Kern dieser Thematik aufzufangen und zu transportieren, dabei lässt sie die Thematik für sich sprechen, ohne auf blutige Details zurückzugreifen.
Die emotionalen und doch sehr bedrückenden Rückblenden runden das Ganze ab und schaffen es beim Leser ein beklemmendes Gefühl zu hinterlassen, das der Materie gut tut und die richtige Stimmung vermittelt.

Das Ende hingegen hätte ich mir der Stimmung entsprechend länger und ausführlicher gewünscht. So kam es doch sehr rasant und durch offene Fragen nicht wirklich zufriedenstellend daher.
Der Epilog hingegen passte wieder zur bedrückenden Stimmung und entließ mich mit gemischten Gefühlen.

Fazit
Ich bin durch die Bezeichnung “Psychothriller” mit einer ganz anderen Erwartung an das Buch heran gegangen und habe es scheinbar bis zum Ende nicht geschafft mich aus dieser Erwartungshaltung zu lösen.
Wäre mir das Buch als leichter Krimi mit brisanter Thematik verkauft worden, dann hätte ich es anders betrachtet und vermutlich auch anders bewertet. So kann ich den “Psychoteil” natürlich in der Thematik um die menschlichen Abgründe wiederfinden, dennoch entsprach das Buch für mich nicht dem klassischen Genre “Psychothriller” wie ich ihn bis jetzt kennen gelernt habe.

Wer sich nicht von der Bezeichnung auf dem Buchrücken leiten lässt und mit der richtigen Erwartungshaltung an den Roman herangeht, dem könnte er durchaus gefallen. Bildet euch eure eigene Meinung, wenn ihr wollt.

Skala 2,5 Stern

Infos
“Himmelskinder” von Marion Feldhausen
Blanvalet Taschenbuch Verlag (16. Januar 2012)
Taschenbuch (320 Seiten)
ISBN-13: 978-3442378364

zum Buch

Vielen Dank an Blanvalet für die Bereitstellung des Leseexemplars und Marion Feldhausen für die Begleitung der Leserunde.

1 comment on “[Rezension] Himmelskinder von Marion Feldhausen”

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