Titel: Score
Autor: Martin Burckhardt
Übersetzer: /
Verlag: Albrecht Knaus Verlag
Erscheinungsdatum: März 2015
Format: Paperback (352 Seiten)
ISBN: 978-3-81350-643-3
Preis: 14,99€

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Leseprobe

Worum geht’s?

Berlin 2039: Die Spielefirma Nollet hat den Staat abgelöst und organisiert eine fast ideale Gesellschaft. Dort führt Damian ein glückliches Leben, er hat einen hohen Score, weil er in der “Social Design Planning Group” von Nollet arbeitet. Bis sich ein Kollege das Leben nimmt. Diese Ungeheuerlichkeit setzt eine Kette von Ereignissen in Gang, die Damian auf die Spur einer gigantischen Verschwörung bringen. Und er muss erkennen, dass viel mehr als nur sein Leben auf dem Spiel steht.

Meine Meinung zum Buch

Der Slogan “Wir schaffen das Paradies auf Erden” der Firma Nollet und die Beschreibung im Klappentext hatten es mir angetan. Ganz eindeutig hielt ich mit “Score” ein Buch in den Händen, das alles vereint, was mich aktuell interessiert: Computerspiele, Verschwörungstheorien und eine Vision von der Zukunft, die von all dem geprägt ist und sich dabei als Utopie verstanden wissen will, sich aber wie eine Dystopie anfühlt. Daher freute ich mich auf das Rezensionsexemplar, das mir Randomhouse freundlicherweise zur Verfügung gestellt hat.

Und tatsächlich: Die Idee, die Martin Burckhardt verfolgt setzt konsequent um, was wir derzeit in unserer Gesellschaft erleben und treibt es zugleich auf die Spitze. Das Stichwort lautet Gamification, oder einfach übersetzt: Es wird einfach alles zu einem Spiel umfunktioniert. Darin lag auch gleich meine erste Fehlinterpretation des Klappentextes. Nollet ist in dem Sinne keine Computerspielefirma, sondern tatsächlich “nur” eine Spielefirma. Im Kern ist es ihr Geschäft, schlicht aus allem ein Spiel zu machen. Die Punkte, die man durch das Spielen sammelt, gelten als Reputation und zugleich auch als universelle Währung. Gar kein verkehrter Ansatz. Dass es natürlich immer dieses eine Gallien gibt, das sich dagegen wehrt und – in diesem Fall – sogar der Meinung ist, es sei nicht alles Gold, was glänzt, ist natürlich klar. Hier liegt allerdings auch schon der Hund begraben, Klischees kriechen in diesem Buch hinter allen Ecken hervor.

Eine traurige Kindheit, manipulierte Erinnerungen, die allgegenwärtige Verschwörung, Widersacher, die weniger als Robin Hood daherkommen, sondern vielmehr selbst Dreck am Stecken haben. Als wäre das nicht langweilig genug, wird der Protagonist grammatikalisch zum Teil derart überkompliziert durch die Geschichte geführt, dass allein schon deshalb oft das Verständnis dessen, was gerade passiert, auf der Strecke bleibt. Damian verkommt unfreiwillig zu einem Beobachter seines eigenen Lebens – und ich bin sicher, dass der Autor das nicht bezweckt hat. Eine Prise Sex, viele vulgäre Ausdrucksweisen und zum Teil stark überzeichnete Perversionen genügen da nicht, einen Spannungsbogen zu erzeugen, der nicht beim nächsten Seitenwechsel zerbricht.

Mir ist es bis zum Schluss nicht gelungen, eine Bindung zu ihm aufzubauen. Weder eine positive Bindung noch eine Antipathie konnten entstehen, weil ich den Charakter schlicht nicht verstanden habe. Ist er nun selbstbewusst und verfolgt ehrgeizige Ziele? Ist er manipulierbar und einfältig zugleich? Ist Damien gar ein plietsches Kerlchen, dessen Beruf es ist, den Verlauf gesellschaftlicher Entwicklungen zu beeinflussen? Bis zum Schluss kam er mir vor wie ein plumper, untersetzter Beamter, Anfang 40, leicht von der Spur abgekommen, eher schüchtern, vielleicht gepaart mit einem bleichen Antlitz und nur noch mit einem Haarkranz geschmückt. Und so gerät er in eine Geschichte hinein, die weder er noch ich kapieren. Achja: Natürlich stimmt nichts davon. Soweit klar. Nur leider ist das Buch aus meiner Perspektive so zerrissen geschrieben, dass sich genau dieser Zwiespalt aufdrängt.

In der Tat gab es nur einen “Charakter” in dem Buch, zu dem ich eine wohlwollende Bindung aufbauen konnte. Dieser wird leider unnötigerweise zerstört und dann durch etwas Seelenloses ersetzt, das sich damit immerhin wunderbar in den Rest der Geschichte glaubwürdig eingliedert.

Fazit

Ich bleibe dabei, Score fußt auf äußerst interessanten Ideen, aus denen sich aufgrund der Tragweiter eine tolle Geschichte hätte machen lassen. Der Stil dieses Buches trifft allerdings leider nicht auf meinen Geschmack und die Art, wie Score konstruiert wurde, gefiel mir überhaupt nicht. Zu wirr. Zu widersprüchlich. Aber wer weiß? Vielleicht finde ich mich in 24 Jahren in genauso einer Welt wieder? In dem Fall gelobe ich hiermit, dass ich zu diesem Artikel zurückkehren und ihn mit dem Hinweis ergänzen werde, dass Martin Burckhardt mit Score einen visionären Roman geschrieben hat, der seinesgleichen sucht. Bis dahin aber empfehle ich dem interessierten Leser eher zu einem Buch wie “Ready Player One” zu greifen.

Mehr als 2 Sterne kann ich dem Buch leider nicht geben.

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