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Worum geht’s?

Paulina schiebt Frust. Von den Klassenkameraden ausgegrenzt, von der Mutter ständig angeblafft und für die Trennung der Eltern verantwortlich gemacht, fühlt sie sich einsam und verlassen. Da können auch coole Designerklamotten und teure Geschenke des Vaters nicht helfen. Wegen so einer blöden Deutscharbeit dreht auch noch der Lehrer durch und brummt der Klasse Einzelreferate auf, und die ausgerechnet über Märchen! Wer liest denn heutzutage noch solchen alten Kram! Aber es wird alles anders, glaubt sie, wenn sie die Mutprobe besteht, die ihr die Mädchenclique der Klasse vorschlägt. Dann wird Paulina endlich dazugehören, anerkannt sein, Freundinnen haben, auf Partys gehen. Spieglein, Spieglein an der Wand … (Quelle)

Meine Meinung zum Buch

Ein Spiegel auf dem Cover? Sieben Zwerge? Klingt verdächtig nach einer Märchenadaption und zwar einer, geschrieben für Jugendliche. Empfohlen wird dieses Buch Lesern zwischen 12 und 15 Jahren.

Die 15-jährige Paulina hat genug mit sich selber zu tun. Auf ihrer teuren Privatschule ist sie, trotz reichem Vater, die Außenseiterin der Klasse und auch Zuhause hängt der Haussegen schief. Ihre Mutter behandelt sie alles andere als gerecht. Schlimmer noch, sie macht Paulina für die Trennung der Eltern verantwortlich und lässt sie das auch tagtäglich spüren. Von ihrem Vater fühlt sich Paulina nicht gewollt, da er sich scheinbar anstelle von Verantwortung, lieber mit Geld aus der Affäre ziehen möchte.
Zu allem Überfluss dreht ihr Deutschlehrer nach einer katastrophalen Klassenarbeit nun völlig durch. Er fordert Einzelreferate von ihnen und zwar zum Thema Märchen – doch wer liest heutzutage noch Märchen?

Das ist die Frage…wer liest heutzutage noch Märchen? Vor allem, lesen Jugendliche auch noch Märchen oder haben sie als Kind vorgelesen bekommen? Ich kann diese Fragen tatsächlich nicht beantworten.
Ich arbeite in einer Kita, in der Märchen aktiv gelebt werden. Sie werden regelmäßig vorgelesen und es gibt sogar Aufführungen dazu. Ich weiß aber, dass in anderen Kitas Märchen definitiv nicht so präsent sind.

Ich, mit meinen mittlerweile 33 Jahren, bin mit Märchen aufgewachsen. Ich habe sie vorgelesen bekommen und dann später als Disney Filme geguckt. Daher habe ich bei “Sieben Zwerge für Paulina” beim Lesen auch ständig bewusst und unterbewusst nach Parallelen gesucht. Die gibt es ganz definitiv! Doch in der ersten Hälfte des Buches waren sie mir irgendwie zu vage.
Ich muss ehrlich zugeben, dass ich mich mit der ersten Hälfte der Geschichte schwer getan habe. Paulina wollte mir nicht so recht sympathisch werden, geschweige denn ans Herz wachsen – ihre Klassenkameraden erst recht nicht. Ihre Mutter ist eine “Vollkatastrophe” und auch mit ihrem Vater konnte ich nicht so recht warm werden.

Als Paulina dann etwa zur Mitte hin einem pubertären Selbstmitleidsanfall anheim fällt, konnte ich nur noch mit den Augen rollen und den Kopf schütteln.

Kleiner Spoiler, was mich so sehr an ihrem Selbstmitleidsanfall gestört hat (zum Lesen bitte die freie Stelle markieren):

In ihrem Selbstmitleid beginnt Paulina darüber nachzudenken, dass es wohl besser gewesen wäre, sie wäre nie geboren worden. Gut, das hat vielleicht jeder von uns in der Pubertät mal gedacht, insgesamt also noch recht harmlos. Aber einen Satz fand ich völlig unpassend für ein Jugendbuch und hier hätte ich das Buch auch fast zur Seite gelegt:
”Die Vorstellung zu sterben, hatte etwas Tröstliches.”
Hallo?! Sie ist dabei erwischt worden, dass sie Mist gebaut hat, muss dafür nun grade stehen und ihre vermeintlichen “Freundinnen” stehen natürlich nicht zu ihr. Ja, alles schlimm und echt ätzend. Aber so ein Satz hat etwas Depressives und gehört definitiv nicht einfach so lapidar in ein Jugendbuch geschrieben.

Wie gesagt, ich war kurz davor nur noch augenrollend weiter zu lesen, doch dann wandelte sich die Geschichte komplett und sie wurde gut. Richtig gut sogar!
Paulina wurde mir sehr sympathisch und ich begann sie sogar in mein Herz zu schließen. Auch andere Charaktere änderten sich zum Positiven und das Buch nahm eine Richtung an, die mich sogar zu Tränen rührte.
Die zweite Hälfte hat das Ruder nochmal herumgerissen und ich konnte das Buch mit einem guten Gefühl beenden.

Iris Liesers Schreibstil ist angenehm flüssig und der Zielgruppe angemessen. Auch auf die Charakterbildung hat sie recht viel Wert gelegt, wobei ich mir nicht sicher bin, ob die Autorin es gewollt so geschrieben hat, dass ich Paulina im ersten Teil des Buches nicht mochte.

Fazit

“Sieben Zwerge für Paulina” ist ein süßes Buch für Jugendliche ab 12 Jahren, dem allerdings ein bisschen weniger Drama ganz gut getan hätte. Vor 12 würde ich es meinem Kind auch nicht geben wollen, dafür beinhaltet es Szenen, die jüngere Kinder zu sehr beeinflussen würden.
Glücklicherweise konnte mich das Buch nach der Hälfte für sich gewinnen und überzeugen. Da mir die erste Hälfte allerdings nicht so richtig zugesagt hat, kann ich leider nur 3,5 von 5 Sternen vergeben.

Titel: Sieben Zwerge für Paulina
Autorin: Iris Lieser
Verlag: Fabulus Verlag
Erscheinungsdatum: 15. September 2017
ISBN: 978-3-944788-52-4
empfohlenes Lesealter: ab 12 Jahren
Format: Hardcover mit Lesebändchen und Farbschnitt (170 Seiten)
Preis: 16,00 Euro

Das Buch wurde mir als Rezensionsexemplar im Gegenzug für meine ehrliche und subjektive Meinung zur Verfügung gestellt.

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