Autor: mephisztoe

[Rezension] Unsterblich von Jens Lubbadeh

Lubbadeh_JUnsterblich_171215
Titel: Unsterblich
AutorIn: Jens Lubbadeh
Verlag: Wilhelm Heyne Verlag
Erscheinungsdatum: Juli 2016
ISBN: 978-3-453-31731-4
Format: Broschur (448 Seiten)
Preis: 14,99€
zum Buch
Leseprobe

Worum geht es?

DIESE ZUKUNFT IST NUR EINEN KLICK ENTFERNT
Der Traum der Menschheit vom ewigen Leben ist Wirklichkeit geworden: Dank Virtual-Reality-Implantaten können die Menschen als perfekte Kopien für immer weiterleben. Auch Marlene Dietrich ist als Star wiederauferstanden und wird weltweit gefeiert – bis sie eines Tages spurlos verschwindet. Eigentlich unmöglich! Für den Versicherungsagenten Benjamin Kari wird aus der Suche nach ihrem digitalen Klon ein mörderisches Katz-und-Maus-Spiel. Quelle

Meine Meinung zum Buch

Ich habe “Unsterblich” vom Heyne Verlag als Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt bekommen und war gleich angetan vom Coverdesign. Autorname, Buchtitel und Kategorie sind als Relief in goldener Farbe fühlbar auf das Cover gedruckt, den Rest ziert ein stilisiertes Frauenbild. Wer den Klappentext liest und sich ein wenig mit der Filmbranche auskennt, erkennt hier sofort Marlene Dietrich. Das Design empfand ich insbesondere deshalb so spannend, da sich die femininen Züge der bekannten Schauspielerin darin sofort wiedererkennen ließen, auf der anderen Seite aber wiederum sich ein eher künstlicher Eindruck aufdrängt. Warum das so ist, wird bereits zu Beginn der Geschichte deutlich: Es geht um “perfekte” Kopien von Menschen, die in der virtuellen Realität weiterleben – daher auch der Titel des Buches: “Unsterblich”. Inwiefern hier die gesamte Menschheit an der virtuellen Wiederauferstehung Verstorbener partizipieren kann (wo in unserer Zeit doch zum Genuss der VR zumeist klobige Brillen zum Einsatz kommen und der Einsatz sich i.d.R. auf die eigenen vier Wände beschränkt), wollte sich mir zunächst nicht erschließen.
Allerdings spielt die Handlung dieses Romans auch im Jahr 2044 und die Entwicklung ist anscheinend deutlich vorangeschritten. Wer Bücher wie z.B. Daemon und Darknet von Daniel Suarez kennt oder Blackout von Andreas Eschbach, bekommt sehr schnell eine gute Vorstellung davon, wie das funktioniert. Zum Glück muss ich aber an dieser Stelle auch nicht weiter spoilern, denn für die Geschichte ist der technologische Aspekt (zumindest bis etwa zur Hälfte des Buches) vollkommen irrelevant. Nehmen wir einfach einmal hin, dass es eine Virtuelle Realität gibt – und alle nehmen sie wahr. Und zwar IN der Realität. So viel dazu. Der Roman konzentriert sich dabei weniger auf die Science Fiction, sondern versucht vielmehr einen guten Krimi zu inszenieren. Und dabei zieht Lubbadeh in seinem Debutroman alle Register: Benjamin Kari, ein schwächlich wirkender Bürokrat als Protagonist wird unversehens in eine Geschichte gezogen, die unmöglich erscheint und doch weltweite Folgen mit sich ziehen könnte. Eine Verschwörung bis in die obersten Ränge stellt den Plot und treibt Kari in eine Hetzjagd, bei der er sich verliebt, doch nicht verliebt, vielleicht verliebt, verletzt wird, möglicherweise stirbt (oder doch nicht), auf Indianer trifft, mit Raketen fliegt, dem Geheimnis der Virtual Reality auf die Spur kommt, den Mordfall um Marlene Dietrich löst (ist es überhaupt ein Mord… immerhin ist sie schon seit 1992 tot) und dabei ganz nebenbei auch noch der Hörigkeit seinem Arbeitgeber gegenüber entsagt: DEM Konzern, der in der engsten nur möglichen Zusammenarbeit mit dem Erfinder der VR kooperiert, um wiederauferstandene virtuelle Klone zu “zertifizieren”.
Kein Witz: Denn das ist eigentlich Benjamin Karis Job. Er zertifiziert virtuelle Klone. Oder anders gesagt: Er prüft, ob sie im wesentlichen den Originalen so gut entsprechen, dass der Rest der Menschheit sie als echt akzeptiert. Fast ein wenig wie ein Turing-Test. Im Prinzip ist der Roman rasant geschrieben und ab der zweiten Hälfte bin ich auch nahezu über die Seiten geflogen. Allerdings muss ich gleichzeitig zugeben, dass der Start extrem schwer für mich war. Lubbadeh skizziert eine Welt, die zunächst recht fremd auf mich wirkte. Und da es zunächst an Erklärungen mangelt und die Geschichte vorauszusetzen scheint, dass der Leser die grundlegenden Gesetze dieser Welt kennt und akzeptiert, hatte ich echte Probleme damit, voranzukommen. Mehrmals dachte ich so bei mir: “So ein Blödsinn.” Da mir zudem auch noch die Zeit fehlte, um dennoch umfangreichere Passagen als nur ein paar Seiten am Stück zu lesen, dauerte es für meine Verhältnisse sehr lang, bis mich das Buch dann doch endlich gepackt hat.
Der Plot ist nämlich nicht von schlechten Eltern! Jens Lubbadeh hat für ein Erstlingswerk – aus meiner Sicht – einen großartigen Roman hingelegt, der es geschickt schafft, aus einer vom Prinzip her dem Kriminal-Genre entsprungenem Handlungsfaden eine Heldengeschichte zu machen, der natürlich auch der tragische Hintergrund nicht fehlen darf. Während diese Tragik innerhalb der fortschreitenden Geschichte zwar einmal zu viel auf die Tränendrüse zu drücken versucht – soviel Kritik sei erlaubt – mündet sie aber zum Schluss in einem Knaller, den man hätte vorhersehen können (wenn einen der ansonsten so geschickt gewobene Handlungsverlauf nicht davon abgelenkt hätte).

Fazit

Wer Spaß am Wer-Ist-Der-Mörder-Sci-Fi-Helden-Genre hat und sich für die gesellschaftlichen Auswirkungen einer allgegenwärtigen, virtuellen Realität interessiert, dem empfehle ich “Unsterblich” uneingeschränkt. In diesem Sinne verzeihe ich dem Buch ein paar kleinere Schwächen und gebe ihm für das edle, minimalistische Coverdesign, die kreative Geschichte, dem spannenden Genremix und einem – wenn auch nicht ganz aufgelösten – Ende viereinhalb von fünf Sternen!
Skala 4,5 Sterne

[Rezension] Am Ende aller Zeiten von Adrian J Walker

AmEndeAllerZeiten
Titel: Am Ende aller Zeiten
AutorIn: Adrian J. Walker
Verlag: Fischer TOR
Erscheinungsdatum: August 2016
ISBN: 978-3596037049
Format: Broschur (432 Seiten)
Preis: 14,99€
zum Buch
Leseprobe (PDF)
 

Worum geht’s

Edgar Hill ist Mitte dreißig, und er hat sein Leben gründlich satt. Unzufrieden mit sich und seinem Alltag in Schottland als Angestellter, Familienvater und Eigenheimbesitzer, fragt er sich vor allem eins: Hat das alles irgendwann einmal ein Ende? Er ahnt nicht, dass sich die Katastrophe bereits anbahnt. Als das Ende kommt, kommt es von oben: Ein dramatischer Asteroidenschauer verwüstet die Britischen Inseln. Das Chaos ist gigantisch, die Katastrophe total. Ganze Städte werden ausgelöscht. Straßen, das Internet, die Zivilisation selbst gehören plötzlich der Vergangenheit an. England liegt in Schutt und Asche. Ist dies der Weltuntergang? (Quelle)

Meine Meinung

Am Ende aller Zeiten hat mich zunächst einmal sofort angesprochen. Ich mochte das tolle Cover-Design, das die Optik eines Tagebuches hat inkl. aufgerautem Lesezeichenband. Hier hat sich der Designer wirklich Mühe gegeben! Auch hatte ich sofort das Gefühl, dass es sich dabei um ein Buch handeln würde, dass mich mitfiebern lässt!
Dann allerdings stellte sich heraus, dass “Am Ende aller Zeiten” meiner Meinung nach versucht, etwas zu sein, was es nicht ist. Das beginnt bereits damit, dass der Klappentext nicht so richtig zum Beginn der Geschichte passen will. Erwartet habe ich ein postapokalyptisches Szenario, in dem der Protagonist 500 Meilen weit laufen muss, um zu seiner Familie zu gelangen. Ich spürte seine Verzweiflung bereits hier und brannte darauf von seinen Erlebnissen zu lesen und von der Geschichte mitgerissen zu werden! Tatsächlich aber beginnt der Roman vor der Apokalypse und für einen kurzen Moment erscheint noch alles normal. Dann aber überschlagen sich die Ereignisse…die aber noch immer nicht zu der erwarteten Handlung führen. Auf dem Weg dorthin (und es dauert wirklich ein Weilchen), bricht nicht nur in verblüffend kurzer Zeit die gesamte Infrastruktur zusammen, nein auch die Gesellschaft zerfällt in einem Maße, wie man es erst von The Walking Dead Staffel 2 kennt. Warum gefiel mir das nicht, obwohl es doch nach Hollywood per excellence klingt? Nun,… genau deswegen! Es erfüllte nicht meine Erwartungshaltung und darüber hinaus bin ich im Allgemeinen kein Freund davon, wenn Autoren zu stark voneinander “abschauen”.
So haben sich mir beim Lesen dieses Buches laufend Vergleiche zu The Walking Dead aufgedrängt. Doch während diese Serie sehr explizit wird (wer über eine flache Story hinwegsehen kann, fühlt sich vielleicht wenigstens durch die fantastischen Effekte angesprochen), hält sich “Am Ende aller Zeiten” deutlich zurück. Dadurch entstanden bei mir grundsätzlich erst einmal weder Emotionen ob gewaltiger “Effekte”, noch aufgrund der Geschichte. Wer also glaubt, damit ein Buch in den Händen zu halten, das einem erschreckend den postapokalyptischen Zerfall der Gesellschaft vor Augen führt, der wird  enttäuscht sein. Dazu wirken die Handlungen zu oberflächlich, die Szenen zu sehr aneinandergereiht und der Wandel der menschlichen Zivilisation, insbesondere nach so einem Ereignis zu wenig authentisch. Es geht einfach zu schnell.
Aller Kritik zum Trotz, entwickelte sich “Am Ende aller Zeiten” für mich dennoch zum Page Turner. Insbesondere die Rolle des Protagonisten als Vater hat mich angesprochen. Seine Ängste, seine Entwicklung und seine Beziehung besonders zu seiner Tochter Alice haben mich berührt. Sehr sogar. Ähnlich wie in der Hollywood Verfilmung von Krieg der Welten mit Tom Cruise in der Hauptrolle setzt dieses Buch den Fokus nicht (wirklich) auf die Katastrophe, die zu Beginn stattfindet, sondern stellt mit Edgar Hill einen Vater ins Zentrum, dessen Welt von einem Moment zum anderen zerbricht und vor die größte Herausforderung seines Lebens gestellt wird: Zu dem Menschen zu werden, der er eigentlich sein wollte und nun sein muss.
Auf dem Weg begegnet Edgar einer Menge anderer Charaktere, von denen einige ihn sogar den größten Teil des Buches auf seinem Weg begleiten. Die Möglichkeiten, die sich hieraus ergäben, schöpft Walker allerdings meiner Meinung nach nicht voll aus und darüber hinaus nimmt er auch in diesem Zusammenhang viele “Abkürzungen”, so dass sich die Handlung nicht wirklich frei entfalten kann. Schade.

Fazit

Die Idee ist bestenfalls solide, dafür aber weit entfernt davon, etwas Neues zu erzählen. Zu viele Passagen wirken wie aus der Retorte. Einzig die Selbstzweifel des Protagonisten in seiner Rolle als jemand, dem man vermutlich niemals eine “Dad of the Year” – Medaille verleihen würde, wirken authentisch und lassen Emotionen aufkommen. Für ein Buch dieses Genres genügt das meiner Meinung nach nicht. Mehr als knappe 3 Sterne bin ich nicht bereit zu vergeben. Und das auch nur, weil mich das Dosifon tief berührt hat.

[Rezension] Extraleben von Constantin Gillies

41vRXLWL3cL
Titel: Extraleben
AutorIn: Constantin Gillies
Verlag: CSW-Verlag
Erscheinungsdatum: August 2011
ISBN: 978-3-9811417-5-7
Format: Broschur (352 Seiten)
Preis: 16,95€
zum Buch
Leseprobe (Kindle Ausgabe)

Worum geht’s?

Eigentlich wollen Nick und Kee nur ihren Commodore 64 abstauben. Noch einmal in die Welt von Space Invaders, Pac-Man und Donkey Kong zurückreisen. Doch der Nostalgietrip endet mit einer Überraschung: In einem Spiel aus den Achtzigern entdecken die alternden Joystickhelden eine geheime Botschaft. WELCOME TO DATACORP. Plötzlich erwacht der alte Hackerinstinkt wieder. Die Freunde gehen im Dschungel der Bytes auf die Jagd – und entdecken eine weitere Spur: Sie führt nach Iowa, mitten in die amerikanische Provinz. Jetzt gibt es kein Zurück mehr. Von der digitalen Schnitzeljagd magisch angezogen, tritt das Duo die Reise in die USA an. Für die Hobby-Computerarchäologen beginnt eine Odyssee um die halbe Welt – und durch die Geschichte der Games. Doch am Ende geht es in dem Spiel um viel mehr als nur den nächsten Highscore. (Quelle)

Vorwort

Extraleben habe ich bereits als Hörbuch gehört. Gesprochen wird der Protagonist Kee, aus dessen Ich-Perspektive erzählt wird, von David Nathan. Sein Kollege, bester Kumpel und ewiger Beifahrer Nick, von Simon Jäger. Ich fand die Kombination extrem spannend und bin über das Buch gestolpert, als ich ausdrücklich auf der Suche nach Hörbüchern war, in denen sich die Geschichten um die 80’er Jahre, den Commodore 64 und der nostalgischen Aura drehen, die die Vergangenheit zumeist umgibt. Kurzum: Ich bin 38 Jahre alt und steuere augenscheinlich auf die Midlife-Crisis zu. Nachdem ich das Hörbuch gehört hatte, musste ich noch Band 2 und 3 der Trilogie lesen, gefolgt von Retroland: Extraleben IV. Diese Rezension schreibe ich, nachdem ich einige Monate später auch das Buch zu Extraleben Band 1 gekauft und es gelesen habe. Es ging einfach nicht anders! Insbesondere, nachdem ich mir vor kurzem mit dem WiModem eine C64-Erweiterung angeschafft hatte, mit der es möglich ist, mit dem 8-Bit Computer der 80’er online zu gehen, Bulletin Board Systeme über das Internet anzurufen und sogar Spiele online zu spielen. Ich war wieder “drauf”… und Extraleben war das ideale Begleitbuch!

Meine Meinung

Und nach nur wenigen Seiten las ich:

“Ich bin nicht retro, sondern actro”, behauptet Nick steif und fest und erzählt dann – als ob das ein Beweis wäre –, dass er mit seinem Commodore 64 jetzt auch online ist. Mit seinem C64! Aber im Grunde genommen weiß er, dass er in der Vergangenheit lebt, und fühlt sich auch wohl dabei.

Und irgendwie geht es mir ganz ähnlich. Und genau deshalb zieht mich die Extraleben Trilogie in seinen Bann: Es geht um die beiden Mittdreißiger Nick und Kee, die in ihrem Job unterfordert sind und in ihrer Freizeit ausschließlich in der Vergangenheit zu leben scheinen. Sie trinken nach Feierabend ein Bier zusammen, spielen auf uralten Konsolen uralte Spiele und werfen sich Zitate aus uralten Filmen um die Ohren. Sowieso muss ich sagen, dass die beiden hoch gebildet erscheinen. Da folgt ein Querverweis dem anderen und ehe man sich versieht, weiß man als Leser alles über den Commodore 64, Mainframe Systeme, ausgestorbene Betriebssysteme, Programmiersprachen und und und. Und das beste daran: Fast jede dieser ollen Kamellen ist mit spannenden Hintergrundgeschichten unterlegt, wer wann wo auf welche Idee zuerst kam, durch wen sie abgekupfert wurde und wieso dieses oder jenes zum Misserfolg verdammt war oder eben halt auch nicht. Der Stil, in dem Gillies schreibt, ist dabei herrlich politisch unkorrekt. Das kann er sich auch leisten, da er viel mit den Zeiten spielt und es keinen Sinn ergibt, die heutige Political Correctness über Geschehnisse der 80’er zu stülpen. Kurzum: Er spricht die Dinge so aus, wie sie waren und ganz ehrlich: Extraleben fühlt sich von Anfang bis Ende an, wie nach Hause zu kommen. Loszulassen. Sich zu erinnern. Gillies hat es geschafft mit den unendlich vielen Anekdoten das Gefühl meiner eigenen Kindheit wieder aufleben zu lassen. Interessanterweise kamen fast ausschließlich die positiven Erinnerungen wieder.
Die Geschichte selbst beginnt an Fahrt aufzunehmen, als Nick und Kee in einem alten C64 Spiel – Raid over Moscow – über einen Bug stolpern, der das Spiel unspielbar zu machen scheint. Statt – wie sonst üblich – die Kassette (ja, genau: Kassette) wegzuwerfen, analysieren sie den Quellcode des Spieles (man hat ja nichts besseres zu tun) und stoßen auf eine geheime Botschaft der Datacorp. Von da an entwickelt sich eine Schnitzeljagd quer über den Globus und es ist dabei völlig egal wie realistisch oder unrealistisch die Idee wirkt: “Zwei Computernerds und Oldtimer stolpern über geheime Botschaften versteckt in Retro-Spielen und machen sich auf, das Geheimnis zu lüften!”, es macht einfach höllisch Spaß, diesem Trip zu folgen und gefühlt beinahe dabei zu sein, wie die Freunde ein Puzzleteil nach dem anderen aufdecken.
Manch einem mag die Detailtiefe der Anekdoten und der spezielle Fokus auf die Nerdkultur der 80’er zu viel sein. Allerdings ist es so, dass Gillies mit Extraleben nicht nur die Computer-Subszene wieder auferstehen lässt, sondern ganz nebenbei alle Gefühle der Kindheit wieder hervorzaubert. Ob es der Urlaub mit den Eltern am Meer ist, die Fahrt mit dem alten Käfer, der Geruch der Sonnenmilch auf der Haut während im Radio das erste Mal den One-Hit-Wonder von Spliff spielt oder die TV-Abende von Serien wie Miami Vice geprägt waren und man sich wünschte, sich wie Sonny Crockett ins Cabriolet zu schwingen und braungebrannt durch die Florida zu fahren. Es ist alles wieder da. Und zum Glück muss das Gefühl auch nicht wieder verschwinden, denn es gibt ja immerhin noch Extraleben Band zwei, drei und vier.
Dennoch. So schön der Trip in die Vergangenheit auch ist, so ist es doch die Vergangenheit. Und das gesamte Buch über spürt man, dass auch Nick und Kee das fühlen und ihre Freundschaft auf eine Probe gestellt wird. Kann man für immer in der Vergangenheit leben? Nicht nur einmal stellt Kee fest, dass sich beide immer öfter die gleichen Geschichten erzählen und sogar bereits aufgehört haben, sich darauf gegenseitig hinzuweisen. Als Leser konnte ich spüren, dass dieser Lebensabschnitt der beiden kurz davor zu sein schien, abgeschlossen zu werden und das Gefühl bei dieser Erkenntnis legt einen leichten Schatten der Traurigkeit über den Flair der wonnigen Nostalgie. Alles geht irgendwann zu ende. Und trotzdem ist es eben jene Vergangenheit, die der Geschichte von Nick und Kee zum krönenden Abschluss von Extraleben Band 1 einen Aufwind für die Zukunft beschert. Es ist einfach unmöglich, NICHT sofort mit Band 2 weiterzumachen. Welcome to Datacorp!

Fazit

Eine unbedingte Kaufempfehlung. Nicht nur für diejenigen, die auf 64’er, Amigas, Onyx, PL/1, Basic und Samantha Fox Strip Poker stehen. Sondern für alle, die über 35 sind und das Gefühl ihrer Kindheit wieder erleben wollen und alle, die unter 35 sind und verstehen wollen, was Papa an den 80’er so toll fand. So sehr ich normalerweise nach Stilblüten suche und gerne auch Kritik übe, wo andere sagen würden: Lass mal die Kirche im Dorf!, bei Extraleben Band 1 stimmt einfach alles. Und wer heute in 2016 regelmäßig mit seinem C64 die Scorps Portal BBS anruft, um sich auf einem chinesischem virtuell gehosteten C64 mit Amerikanern über die Kunst des BBQ zu unterhalten und NICHT die Extraleben Bücher kennt, dem ist sowieso nicht mehr zu helfen. 5 von 5 Sternen!

[Rezension] Mirror von Karl Olsberg

9783746632346
Titel: Mirror
AutorIn: Karl Olsberg
Verlag: Aufbau Taschenbuch
Erscheinungsdatum: August 2016
ISBN: 978-3-7466-3234-6
Format: Broschur (400 Seiten)
Preis: 12,99€
zum Buch
Leseprobe

Worum geht’s?

Wie digitale Spiegelbilder wissen Mirrors stets, was ihre Besitzer wollen, fühlen, brauchen. Sie steuern subtil das Verhalten der Menschen und sorgen dafür, dass jeder sich wohlfühlt. Als die Journalistin Freya bemerkt, dass sich ihr Mirror merkwürdig verhält, beginnt sie sich zu fragen, welche Macht diese Geräte haben. Dann lernt sie den autistischen Andy kennen und entdeckt, dass sich die Mirrors immer mehr in das Leben ihrer Besitzer einmischen – auch gegen deren Willen. Als sie mit ihrem Wissen an die Öffentlichkeit geht, hat das unabsehbare Folgen… (Quelle)

Meine Meinung

Aufmerksame Leser dieses Blogs wissen schon seit längerem, dass Olsberg an Mirror arbeitete. Zunächst als eine Art Reboot des Buches “Das System” geplant, stellte sich schnell heraus, dass auf Grundlage der technologischen Weiterentwicklung ein einfaches Update des zehn Jahre alten Debutwerkes von Karl Olsberg nicht genügen würde. Etwas Neues musste her. Und so war Mirror geboren. Keine Frage: Ich war schon ganz aufgeregt, als der Aufbau Verlag ein Prequel zu Mirror – Mirror Welt – ankündigte und inklusive einer Leseprobe kostenlos veröffentlichte. Das hier als Ebook erhältliche Prequel soll einem den Mund wässrig machen, was zumindest bei mir geklappt hat! Schnell wird klar, dass Olsberg mit verschiedenen Handlungssträngen spielt, die für sich genommen zunächst einmal kaum etwas miteinander zu tun zu haben scheinen. Bis auf natürlich, dass alle Charaktere über Mirror verfügen. Der Klappentext eröffnet dem Leser bereits, was diese Mirror tun: Sie wissen, was ihre Besitzer wollen, fühlen, brauchen… naja, und kommentieren somit fleißig deren Handlungen. Bis hin zu Empfehlungen, wie man sich in bestimmten Situation optimal verhalten sollte, was passende Antworten auf Fragen wären oder ob sich der Besitzer eventuell in Gefahr befindet. Klingt zu schön, um wahr zu sein, oder? Und genau so wirken auch die ersten Kapitel. Trotz häufiger Fachbegriffe aus dem Bereich der IT im Allgemeinen wie auch der Künstlichen Intelligenz (KI) im Speziellen, bedient sich Olsberg einer in Summe eher einfachen Sprache. Insgesamt wirkt Mirror auf mich mehr wie ein Jugendbuch. Dieses Gefühl wird durch zwei Charaktere verstärkt, die zwar bereits volljährig sind, die aber aus Gründen, auf die ich hier nicht näher eingehe, eher wie Jugendliche gezeichnet werden. Liebesgeschichte inklusive. An dieser Stelle muss ich auch leider Kritik üben: Die Funktionsweise des Mirrors, insbesondere in diesem Handlungsstrang der Geschichte, wirkt auf mich genauso unrealistisch wie die Charakterentwicklung, die die beiden durchmachen. Das sollte aber jeder für sich selbst entscheiden; vielleicht sehe ich das zu eng.
Im Vergleich zu “Das System” wirkt Mirror sowieso in Summe zu flach auf mich. Die Handlung rast förmlich. Verschiedene Pfade brechen mitten im Geschehen ab und werden nicht wieder aufgenommen und das, was die Mirrors antreibt, evolviert in Null Komma Nix zu etwas, das in gleichem Maße übermäßig intelligent und selbst erhaltend wirken soll, während es auf der anderen Seite mitunter leider aber auch ins Lächerliche abdriftet. Auch hier zeigt sich der Charakter eines Jugendbuches: Wenig Erklärung, einfach hinnehmen, ist halt so. Na gut. Wer meine bisherigen Rezensionen zu Olsbergs Büchern gelesen hat – und auch das Interview mit ihm – weiß, dass ich ein glühender Verfechter seiner Werke bin. Aber Mirror hat mich leider nicht überzeugt. Bis knapp zur Hälfte entwickelt sich noch ein gewisser Spannungsbogen, danach fällt dieser schnell ab. Ich erkenne hier viel verschenktes Potential. Das was “Das System” vor über zehn Jahren nahezu realistisch wirken ließ, funktioniert in Mirror irgendwie überhaupt nicht. Das Aberwitzige daran: Fast alle Technologien und Produkte aus dem Buch existieren schon so oder so ähnlich, bzw. die Grundlagen dafür sind bereits geschaffen. Insofern ist es eher die Verknüpfung, die Olsberg hier zieht, die aus der Gesamtheit eine eher durchschnittliche Geschichte macht.

Fazit

Wer denkt, dass die vielen Vergleiche zu “Das System” unangebracht sind, mag damit nicht ganz Unrecht haben. Allerdings gibt es im Buch selbst an verschiedenen Stellen immerhin noch Referenzen zu Olsbergs Debutroman. Von daher muss ich im Fazit leider erklären, dass sich meine Erwartung nicht erfüllt hat. Während nach “Das System” sich mit Romanen wie “Der Duft”, “Schwarzer Regen”, “Delete” und “Enter” (um einige Beispiele zu nennen) gezeigt hat, wie sich der Autor weiterentwickelt hat und immer komplexere Handlungen zu wahren Pageturnern verwandelte, wirkt Mirror auf mich wie ein Schritt zurück. Dabei fallen zwei Dinge auf: Erstens hat Olsberg seit 2012 in Summe zehn Minecraft-Romane geschrieben. Ich nehme an, dass hier der sprachliche Stil abgefärbt hat. Und zweitens: Olsberg recycled. Mindestens einer der Charaktere aus Mirror kommt mir sehr bekannt vor und auch die virtuelle Welt World of Wizardry – bekannt aus “Delete” und “Enter” ist wieder mit dabei. Im Prinzip finde ich das gut, aber ich empfand es nicht als konsequent genug. Unterm Strich betrachtet war ich dieses Mal augenscheinlich nicht die richtige Zielgruppe. Ich hätte mehr erwartet. Von daher erschließt sich mir Mirror eher als zeitgemäßer, aber etwas weich gekochter Techno-Thriller im Jugendbuchstil. Das Buch rüttelt ein wenig wach in seiner Mission über die potentiellen Risiken einer de-facto Überwachung durch Konzerne wie Google, Amazon, Microsoft & Co aufzuklären, schafft es meiner Meinung nach aber nicht, die Konsequenzen unserer freiwilligen Aufgabe der eigenen Datenhoheit authentisch zu vermitteln. Falls das das Ziel war, werte ich es als verfehlt. Falls die reine Unterhaltung im Vordergrund stand, wird sich die richtige Zielgruppe angesprochen fühlen und Spaß mit Mirror haben. Ich kann dem Roman aber leider nicht mehr als 3 von 5 Sternen geben und erhoffe mir in Zukunft eher eine Fortsetzung der SEGI-Reihe.

Randbemerkung

Mirror ist übrigens auch das erste Buch, das offiziell von der App papego unterstützt wird. Das Unternehmen Briends, das in Hamburg ansässig ist und dem Alter Ego von Olsberg – Karl –Ludwig von Wendt – gehört, hat diese App entwickelt, um es Lesern möglichst einfach zu machen, immer und überall komfortabel Bücher lesen zu können. Wenn man das kuschelige Kaminzimmer und das dicke Taschenbuch hinter sich lassen muss, genügt es, mit dieser App (unterstützt werden iPhone und Android) die aktuelle Seite abzufotografieren und schon kann man das Buch auf seinem Smartphone auch mobil weiterlesen. Dazu wird ein Teil des Buches heruntergeladen und über die App verfügbar gemacht. Briends arbeitet mit dem Aufbau Verlag daran, dieses Konzept auszubauen.

[Rezension] Der Königsberg-Plan von Alexander Weiss


Titel: Der Königsberg-Plan
AutorIn: Alexander Weiss
Verlag: Divan
Erscheinungsdatum: Mai 2016
ISBN: 978-3-86327-035-3
Format: Taschenbuch (400 Seiten)
Preis: 12,90€
zum Buch
Leseprobe

Worum geht’s?

Berlin, Gegenwart. Ein mysteriöser Todesfall und ein geheimer Auftrag der Bundeskanzlerin verändern das Leben des Kunstrechtsexperten Benjamin Parker auf dramatische Weise: Gemeinsam mit der Journalistin Zoé Velázquez muss er um jeden Preis herausfinden, was damals in Königsberg geschah. So stößt er auf einen Komplott, der Deutschland in den Grundfesten erschüttert. Eine mörderische Jagd beginnt – und als Parker sich in einem bretonischen Chateau der Wahrheit nahe wähnt, kommt ein fürchterlicher Zweifel in ihm auf: War es ein Fehler, der Kanzlerin zu vertrauen?

Meine Meinung

Bevor ich zu meiner Meinung zum eigentlichen Buch komme, möchte ich noch etwas anderes ansprechen: Der Klappentext zu “Der Königsberg-Plan” spricht nämlich davon, der Roman sei “Erschreckend realistisch, perfekt recherchiert und atemlos erzählt.”. Natürlich dient dieser Eyecatcher dazu, die richtige Stimmung aufzubauen und soviel sei vorweg genommen: Atemlos passt – wenn auch nicht auf das gesamte Buch. Aber was soll ich mit “perfekt recherchiert” anfangen? Ich verrate an dieser Stelle nicht, worin dieser geheime Auftrag besteht, die Sache ist aber die: Das Thema an sich gibt es auch außerhalb der Fiktion. Und das Buch enthält ebenfalls unfassbar viele historische Details. Nur fällt es mir bei derartigen Romanen immer schwer zwischen Fiktion und Realität zu unterscheiden. Insbesondere dieses Buch hat mir viele “Ach was!” und “Echt jetzt?!” Momente beschert und ich kann dazu nur folgendes sagen: Im Anschluss an dieses Buch werde ich eine Zeit lang damit beschäftigt sein auf ZDF Info Dokumentationen zu sehen, Wikipedia Artikel zu lesen und das ein oder andere Geschichtsbuch zu wälzen. Denn wenn ich eines nicht mag, dann, andere zu fragen: “Wusstest Du eigentlich, dass der BND in Wirklichkeit….” und als Antwort zu bekommen: “Das glaubst Du echt? Kann es sein, dass Du hier einen Roman mit einem Geschichtsbuch verwechselst?”.
Genug geschwafelt. Aber man merkt diesen Gedanken bereits an, dass mich das Buch gepackt hat. Und das hat es wirklich. Es ist rasant geschrieben und geprägt von den Erlebnissen zweier Protagonisten, die auf ungewöhnliche Weise zueinander finden. Benjamin Parker wird als Kunstrechtsexperte in den Sog einer haarsträubenden Verschwörung gezogen (von niemand geringerem als der Bundeskanzlerin selbst) und Zoé Velázquez wittert auf der einen Seite als Journalistin zwar eine Pulitzerpreis verdächtige Story (auch wenn das so nie erwähnt wird), folgt Benjamin aber tatsächlich aus ganz anderen Interessen und ist zudem aus Gründen in die Geschichte involviert, die erst nach und nach an die Oberfläche kommen. Der Weg der beiden führt durch ganz Deutschland und ist mitunter durchsetzt von intensiven und ausschweifenden Diskussionen über die deutsche Vergangenheit. Diese waren es auch zunächst, die mich zur Mitte des Buches haben durchhängen lassen. Nicht falsch verstehen: Der Lesefluss ist unglaublich! Die Sprache ist toll, der Stil intelligent und fordernd, das Tempo kann ich wirklich nur als rasant beschreiben. Trotzdem wurden mir die historischen Abrisse zur Mitte hin zu detailliert. Für einen Roman hat mich dieser Teil zu sehr an die Zeit erinnert, in der ich mich auf mein mündliches Geschichts-Abi vorbereitet habe.
Trotzdem ist es auch gerade dieser Teil, der Dinge offenbart, die möglicherweise allgemein bekannt sind, aber bei mir schändlicherweise noch nicht angekommen waren. Sind sie nun perfekt recherchiert oder Teil der Fiktion? In Anbetracht der Brisanz dessen muss ich ersteres annehmen, denn ansonsten würde ich als Autor solche Texte nicht veröffentlichen. Vielleicht übertreibe ich auch, das muss jeder selbst für sich entscheiden. Der Spannungsbogen leidet definitiv nicht darunter. Dieses Buch ist ein klassischer Pageturner: Mit jeder neuen Seite wartet man auf neue Offenbarungen oder darauf, dass das dunkle Geheimnis endlich aufgedeckt wird. Wird es auch. Mehrmals. Aber bis zum Schluss entpuppen sich verschiedene Wege als Ablenkungsmanöver, falsche Fährten oder einfach nur wahnwitzig. Als ich nur noch wenige Seiten zu lesen hatte, baute sich sogar noch kurz vor Schluss der Gedanke auf, dass jetzt noch irgendein Hammer auf mich warten würde. Tat’s auch. Und dann war auf einmal Schluss. Und zwar auf die sinnvollste Weise, die ich mir für dieses Buch besser nicht hätte vorstellen können.

Fazit

Mir ist bewusst, dass ich mit dieser Rezension weniger auf den tatsächlichen Inhalt des Buches eingehe. Das tut der Klappentext übrigens auch nicht. Das macht das Schreiben einer Rezension übrigens so schwer, da ich nicht spoilern möchte. Daher habe ich versucht, mehr auf die Gefühle einzugehen, die dieses Buch beim Lesen vermittelt und den Stil des Autors, der übrigens nur als Pseudonym in Erscheinung tritt. Über Alexander Weiss ist bekannt, dass er 1973 geboren wurde, und in Heidelberg und New York Kunstgeschichte und internationales Kunstrecht studierte. Ich bin sicher, man kann getrost annehmen, dass viel von ihm in Benjamin Parker steckt. Nach Lesen von “Der Königsberg-Plan” habe ich auch eine Vorstellung davon, warum er das Buch unter einem Pseudonym veröffentlicht hat. Im übrigen arbeitet Weiss derzeit an einem weiteren Parker-Roman. Als Fazit kann ich nur ergänzend dazu sagen, dass ich auch den nächsten Roman lesen werde. Denn der Königsberg-Plan hat mir bereits sehr gut gefallen. Lediglich die Detailtiefe, die das Buch in der Mitte erfährt, war mir zu viel und es musste erst ein weiteres Buch in meine Hände fallen, um meine Motivation, dieses hier möglichst zügig zuende zu lesen, zu befeuern. Das wäre allerdings nicht nötig gewesen, denn nach diesem intensiven Ausflug in die Geschichte habe ich den Rest des Buches förmlich verschlungen! Von daher: Eine definitive Leseempfehlung mit sehr guten 4 von 5 Sternen – allerdings auch mit der Warnung an alle, die sich nicht für deutsche Geschichte interessieren: Das könnte sich nach Lesen dieses Romans ändern. Smile

[Breaking News] Ein unfassbares Wunder ist geschehen!

Hallo ihr Lieben! Heute schreibt ausnahmsweise mal der Mann und ihr könnt euch nicht vorstellen, wie schwer es mir seit zwei Tagen fällt, diese Neuigkeit nicht permanent in alle Himmelsrichtungen zu verbreiten. Ich bin selbst kein Freund davon, wie öffentlich heutzutage mit zum Teil sehr privaten Dingen umgegangen wird. Aber ihr seid alles so treue Leser unseres Blogs und wenn ihr ihn in den letzten Monaten fleißig gelesen habt, wartet ihr sowieso schon mit Spannung auf diese Nachricht:

Unsere Tochter ist da!

Sie ist zwar ein wenig früh, dafür aber gesund und,… nun ja: vollständig zur Welt gekommen! 🙂 Der kleinen geht es – genau wie der Mama – gut und beide erholen sich noch von der großen Aufregung.

Natürlich könnt ihr euch denken, das wir nun viel Neues zu lernen haben (unsere Tochter übrigens auch, für sie ist es ja ebenfalls das erste Mal). Auch brauchen wir ein wenig Zeit für uns, um uns neu zu organisieren und uns kennenzulernen. Daher habt bitte Verständnis dafür, wenn es in den nächsten Tagen und Wochen ein wenig still um tthinkttwice wird. Wir lesen uns bestimmt bald wieder!

Wir sind unfassbar glücklich und freuen uns riesig, diese tolle Neuigkeit mit euch teilen zu können. Wir versprechen auch, alle Kommentare zu lesen, aber seid nicht traurig, wenn wir nicht sofort antworten. Im Moment passiert so viel, dass wir uns noch darin üben, mit allem Schritt zu halten.

Smile

Eure aerith und Mephisztoe

[Interview] Karl Olsberg zu “Das System”

WP_20160318_13_11_47_ProNachdem klar war, dass Miriam und ich zur Buchmesse nach Leipzig fahren würden und das Wochenende langsam ante portas stand, schaute ich mich um, wer denn evtl. auch dort sein würde, den zufällig ICH kenne. Das sind nämlich gar nicht so viele. Meine Frau ist es, die eigentlich jeden zu kennen scheint. Dafür aber stellte ich fest, dass Karl Olsberg da sein würde, um Papego vorzustellen. Und damit wird die Sache so richtig interessant! Karl hat in Künstlicher Intelligenz promoviert, ist ein erfolgreicher Autor, hat lange Zeit als Unternehmensberater gearbeitet und ist derzeit viel auf Konferenzen als Speaker unterwegs oder stellt – so wie gerade hier in Leipzig – seine App vor, die er als Unternehmensgründer zu etablieren versucht. Kein Wunder, dass ich die Chance genutzt habe, um mit Karl ein paar Worte (mehr) zu wechseln!

Hintergrund dazu ist aber auch, dass ich vor ein paar Tagen zufällig “Das System” von Karl Olsberg gelesen hatte. Mehr zu diesem fantastischen Zukunftsthriller könnt ihr in meiner Rezension dazu lesen. In dem Interview wollte ich mehr über das Buch erfahren und war überrascht, dass unser Gespräch eine interessante Wendung genommen hat. Seid gespannt!


das_systemKarl, Du hast in der Anwendung künstlicher Intelligenz promoviert und – wenn ich das richtig verstanden habe – auch eigene Erfahrungen als Geschäftsführer eines Software-Unternehmens. Parallelen zu “Das System” sind da kaum von der Hand zu weisen. Wie viel Karl Olsberg steckt im Protagonisten Mark Helius?

(Lacht) An Erfahrungen so einiges. Aber im Ernst: Grundsätzlich versuche ich in meinen Romanen nicht zu viel von mir selbst unterzubringen. Ich denke, dass das im Schreiben hemmt wenn der Protagonist dem Autor zu ähnlich ist. Dafür aber finden sich viele biographische Erfahrungen in dem Buch.

Hast Du ein Beispiel für mich?

Die Aufsichtsratssitzungen z.B. und was da so vor sich geht habe ich genau so in meiner Zeit als Unternehmensberater erlebt…

Das erklärt, warum besonders diese Passagen so authentisch wirken! Heute ist “Das System” beinahe zehn Jahre alt. Damals konnten viele Deiner Ideen als Science Fiction abgetan werden. Inzwischen haben wir Siri, Wolfram Alpha und “Die Cloud”. Wie denkst Du heutzutage über das Szenario?

In manchen Bereichen hat die Realität das Buch inzwischen eingeholt. Manches, was vor 10 Jahren noch Science Fiction war, gehört heute zum täglichen Umgang. Daher ist auch die Idee entstanden, das Buch quasi zu aktualisieren.

Nicht so schnell! Ich kann mich nicht ganz vom Thema der generischen Intelligenz lösen. Bevor wir über Dein neues Buch sprechen, interessiert es mich, wie Du heute über so ein Thema wie das einer generischen Intelligenz denkst.

Denken ist schon das richtige Stichwort. In Das System wird u.a. der Unterschied zwischen einer künstlichen und einer generischen Intelligenz beschrieben. Dabei wird z.B. über den Turing-Test gesprochen, von dem die meisten annehmen, er würde aufzeigen, ob ein System intelligent sei und denkt wie ein Mensch. Dazu muss man sich allerdings zunächst einmal darüber im klaren sein, dass der Begriff “denken” bereits sehr anthroposophisch ist und ein Turing Test weniger aufzeigt, ob der Befragte intelligent ist, als den vielmehr, wie intelligent der Fragende selbst ist. Und wie viel Wert hat so ein Test, wenn er höchstens aufdeckt, wie ähnlich die Gedanken einer Maschine denen eines Menschen sind? Jeder Außerirdische kann somit nur durch den Turing-Test fallen. Ich glaube, dass Maschinen einfach anders denken werden und wir werden es schlicht nicht verstehen können. Darin liegt das Problem.

Das klingt zumindest logisch. Du hast mich nun aber schon neugierig auf die – wie Du es genannt hast – Aktualisierung von “Das System” gemacht. Wie muss ich mir das vorstellen? Und wie kannst Du als Autor das ursprüngliche Buch einer “Verjüngungskur” unterziehen… also rein rechtlich?

Das funktioniert so: Nach 10 Jahren laufen hier die Lizenzen aus. Das heißt, ich kann mir als Autor überlegen, was ich mit dem Buch anfangen möchte. Ein Update wäre spannend gewesen. Ich habe viel mit dem Verlag darüber gesprochen: Das gleiche Thema, die gleichen Personen. Aber die Handlung sollte auf die jetzige Zeit aktualisiert werden. Der Verlag hat sich allerdings dagegen entschieden und gemeint: “Karl, Du musst ein neues Buch schreiben!”. Da habe ich natürlich erst einmal geschluckt. Aber letzten Endes habe ich es geschafft, in nur drei Monaten ein neues Buch zu schreiben. Mit neuen Charakteren und TOP aktueller Handlung. Das Buch wird “Mirror” heißen und vom Aufbau Verlag im Oktober veröffentlicht.

Du machst mich neugierig! Gibt es Cameo-Auftritte oder gehören Charaktere aus “Das System” zu den Figuren?

Nein. Ich habe zwar erst überlegt, Mark Helius im Prolog auftauchen zu lassen, dann aber beschlossen, dass das nicht zur Handlung passen würde. Eine Welt nach “Das System” hat einfach keinen Raum für die Handlung aus “Mirror”.

Ich bin auf jeden Fall schon ganz hibbelig und freue mich schon jetzt auf “Mirror”! Karl, vielen Dank, dass Du Dir die Zeit für das eher spontane Interview genommen hast. Ich wünsche Dir viel Erfolg mit Deinen aktuellen Projekten und den Büchern und drücke Dir die Daumen, dass dann vielleicht “Mirror” verfilmt wird!

Ich sag’s mal so: Das Marketing des Aufbau Verlages ist von der Idee nicht abgeneigt. Erst einmal aber muss das Buch erfolgreich sein. Dir auf jeden Fall noch viel Spaß auf der Messe und natürlich mit meinen Büchern!


In der Tat hatte ich echtes Glück, da Karl eigentlich nicht als Autor auf der Buchmesse in Leipzig war, sondern im Bereich “Neuland 2.0” seine App Papego als eine der vielen neuen Technologien vorgestellt hat. Miriam warf mir schon drohende Blicke von der Seite zu, da ich Karl so in Beschlag genommen hatte. Geschadet hat es aber nicht: Am Samstag hat er für die App sogar einen Preis gewonnen! Wer übrigens mehr über das Thema künstliche Intelligenz wissen möchte, dem empfehle ich Karls Vortrag zu dem Thema, dessen Kurzform hier nachgelesen werden kann.

[Rezension] Das System von Karl Olsberg

Karl Olsberg - Das System

Titel: Das System
AutorIn: Karl Olsberg
Verlag: Aufbau Verlag
Erscheinungsdatum: September 2007
ISBN: 978-3746623672
Format: eBook (403 Seiten)
Preis: 3,99€

zum Buch
Leseprobe

 

Worum geht’s?

Die Zukunft der Menschheit ist in Gefahr. Was wäre, wenn alle Computer der Welt plötzlich verrückt spielten? Als Mark Helius zwei Mitarbeiter seiner Softwarefirma tot auffindet, weiß er, dass im Internet etwas Mörderisches vorgeht. Stecken Cyber-Terroristen dahinter? Oder hat das Datennetz ein Eigenleben entwickelt? Eine Jagd auf Leben und Tod beginnt, während rund um den Globus das Chaos ausbricht. (Quelle)

Meine Meinung zum Buch

Oft sind es die ersten Zeilen eines Romans, die einen packen. Manchmal genügt bereits der erste Satz. Im Fall von “Das System” lautet er: “Internationale Raumstation ISS, Mittwoch 14:58 Uhr. Das schrille Pulsieren der Sirene gellte durch die Station.” Das Buch hat mich damit sofort in seinen Bann gezogen. Gleich auf der ersten Seite reißt es einen mitten in eine Geschichte, die zunächst nach einem Science Fiction Roman anmutet. Und ab Kapitel 2 folgt ein rasanter Techno-Thriller, dessen Rahmenhandlung – sehr cool! – mitten in Hamburg stattfindet. Wer hätte das gedacht? In der Hafencity findet die Vorstellung einer IT-Sensation statt: Eine beinahe marktreife künstliche Intelligenz, entwickelt von einem jungen Startup-Unternehmen, das auf der Suche nach Investoren ist. Distributed Intelligence heißt das Unternehmen, die Software hört auf den Namen DINA. Das Besondere: DINA lernt selbständig. Natürlich hat die Sache einen Haken und plötzlich geht alles Schlag auf Schlag.

“Das System” hat sich als echter Pageturner entpuppt, dessen Handlung zwischen Deutschland, den USA und der ISS springt und erfolgreich mehrere Handlungsstränge geschickt miteinander verstrickt. Das Buch hat aber auch seine Schwächen. Während ich es zwar kaum aus der Hand legen konnte, merkt man dem Debüt-Roman von Karl Olsberg aus dem Jahre 2006 auch an, dass es dem Autor schwer fiel, allen Charakteren eine ähnliche Tiefe zu verleihen. Das Buch pendelt irgendwo zwischen pfiffiger – nahezu biographischer – Detailtreue und naiver, fast schon beschleunigter Rahmenhandlungen. Letzteres spiegelt in etwa mein Empfinden wider, das ich in Bezug auf die Beziehung zwischen beispielweise dem Protagonisten Mark Helius und seiner Frau hatte. Gefühlt existiert diese nur, um ein oberflächlich störendes Element einzubauen, die dem Protagonisten mehr Tiefe verleiht und seinem inneren Konflikt, der im Laufe der Geschichte entsteht, mehr Authentizität zu verleihen. Leider empfand ich diesen Teil aber als recht weit hergeholt und gleichzeitig sehr flach. Genau wie Jar Jar Binks aus Starwars Episode 1-3, hätte die Handlung auch problemlos auf diesen Teil der Geschichte verzichten können – oder ihr hätte durch mehr Details mehr Tiefe verliehen werden müssen. Wer aber über solche Kleinigkeiten hinwegsehen kann, der hält mit “Das System” einen Thriller der Extraklasse in den Händen; spannend bis zum Ende und mit einer erschreckend glaubwürdigen Handlung. Besonders die Wechsel zwischen den Lokationen haben mir sehr gefallen und auch die, durch Selbstironie geprägten, Vorstandsdiskussionen haben mir als Unternehmensberater – absurderweise – viel Spaß gemacht. Man spürt in diesem Buch zwischen den Zeilen sehr deutlich Karl Olsbergs eigenen Hintergrund als Unternehmensberater und auch seine Kompetenz im Bereich künstlicher Intelligenz.

Fazit

Dieses Buch zu bewerten fällt mir ein wenig schwer. Da mich das Thema packt, ich den Schreibstil mag und mich gerade dieses Genre immer wieder begeistert, würde ich am liebsten jedem empfehlen, es auch zu lesen und dann mit mir über die Implikationen des Buches zu philosophieren. Allerdings muss ich fairerweise auch all denjenigen, die Schätzing, Elsberg oder Eschbach gewohnt sind, gegenüber betonen, dass es sich bei “Das System” um einen Debüt-Roman handelt, dem man anmerkt, dass es dem Autor noch an Erfahrung mangelte. Das hat die Leser aber nicht daran gehindert, es zu verschlingen, so wie ich es getan habe. Der Erfolg sprach für sich: Beinahe wäre der Roman verfilmt worden. Leider scheiterte das Vorhaben an der damaligen Finanzkrise. Ich gebe dem Buch auf jeden Fall begeisterte 4 Sterne und kündige hier schon einmal an, dass wir in ein paar Tagen noch ein Interview dazu mit Karl Olsberg veröffentlichen werden (ich hatte das Glück, ihn auf der Leipziger Buchmesse zu treffen). Lest am besten vorher noch schnell das Buch und freut euch dann auf eine tolle Neuigkeit!

[Rezension] Solo für Clara von Claudia Schreiber

solofuerclara

 

Titel: Solo für Clara
AutorIn: Claudia Schreiber
Verlag: Carl Hanser Verlag GmbH & Co. KG
Erscheinungsdatum: 22. Februar 2016
ISBN: 978-3446250901
Format: Gebundene Ausgabe (272 Seiten)
Preis: 16,90€

zum Buch

Leseprobe

 

 

Worum geht’s?

Ich heiße Clara. Clara van Bergen. Mein Paps ist Niederländer – darum. Schon mit fünf Jahren wollte ich Klavierspielen lernen. Es ist mein großer Traum, Pianistin zu werden. Das ist schwerer, als ich mir gedacht habe. Aber ich will es schaffen! Meine Eltern treiben mich nicht, im Gegenteil – ich allein bin das. Ich hab manchmal das Gefühl, ich könne alles schaffen – naja … recht überheblich, was?! Es fängt klein an, mit einem leichten Adagio von Mozart. Und endet beim Glöckchen; ein Stück, das jeden vom Hocker haut. (Quelle)

Meine Meinung zum Buch

Dieses Buch fand seinen Weg zu mir durch eine Buchlesung, an der Miriam und ich vor kurzem teilnahmen. Mehr darüber könnt ihr hier lesen. Natürlich habe ich das Buch sofort vor Ort gekauft und freute mich darauf, mehr über Clara zu erfahren und herauszufinden, ob sie es nun schaffen würde, Pianistin zu werden oder nicht.

Doch zunächst einmal zum Buch selbst. Es fühlt sich großartig an! Auf dem Cover prangt ein gezeichneter Flügel, unterlegt von einem Notenblatt und das Material fühlt sich rau und unverarbeitet an. Auf den heute so typischen Hochglanz wurde zum Glück verzichtet; das hätte aber auch nicht gepasst. Was ebenfalls allein schon beim schnellen Durchblättern auffällt: Alle paar Seiten finden sich mitten im Text QR-Codes zu YouTube-Videos, in denen passend zur Geschichte die verschiedensten Pianisten just die Stücke spielen, mit denen sich Clara gerade beschäftigt. Auf der einen Seite finde ich die Idee wirklich gut, allerdings ist damit kaum sichergestellt, dass die Videos z.B. in zehn Jahren noch existieren. Ich nehme aber auch an, die Stücke einspielen zu lassen und als digitalen Download anzubieten (oder als CD zu verkaufen) wäre teurer und aufwendiger gewesen.

Ich habe das Buch an zwei Tagen durchgelesen (mit Unterbrechung). Ein gutes Zeichen dafür, dass es sehr angenehm zu lesen war und ich schnell in die Geschichte eintauchen konnte. Doch obwohl es mir nicht leicht fällt, muss ich dennoch zugeben, dass ich Clara nicht mag. Häufig scheinen talentierte Kinder von ihren Eltern zu Höchstleistungen zunächst angespornt, dann aber fast schon genötigt zu werden. In diesem Buch wird die Situation einiger Kinder auch so beschrieben. Wenn diese sich zu egoistischen, von Ehrgeiz zerfressenen, rücksichtslosen, kleinen Biestern entwickeln, dann fällt es einem leicht zu sagen: Das arme Kind. Es kann ja nichts dafür. Oft verbirgt sich dahinter der zumeist unerfüllte Wunsch, es den eigenen Eltern Recht zu machen. So etwas finde ich sehr traurig. Von daher – das möchte ich wirklich betonen! – sind in diesem Buch die wahren Protagonisten die Eltern von Clara. Nach anfänglichem Entsetzen über die möglichen Konsequenzen der Entscheidung ihrer Tochter, Pianistin zu werden, geben sie etappenweise ihr altes Leben auf, ordnen sich neu und begleiten Clara mit engelsgleicher Geduld und viel Liebe durch ihr Leben. Nur am Rande findet hier eine hochinteressante Geschichte statt, die ich an dieser Stelle gar nicht wiedergeben möchte. Falls ihr das Buch selber lest, achtet mal auf das Geschehen um Clara herum und versucht sie ein wenig auszublenden. Denn das fällt zugegebener Maßen nicht leicht: Clara wird von Anfang an als eine Person gezeichnet, die weiß, was sie will. Allerdings im Zweifelsfall auch auf Kosten anderer. Zu Beginn des Buches freute ich mich für Clara und vor allem darüber, was für tolle Eltern sie hat und wie sehr sie aus allen Richtungen Unterstützung erfährt. Niemand baut Druck auf. Keiner zwingt sie, unerbittlich zu üben und den Rest der Welt zu verdrängen. Das tut Clara dafür aber ganz allein und hat es dadurch leider geschafft, mir immer unsympathischer zu werden.

Einige Handlungsstränge wirken zudem irgendwie unvollendet. Es werden Hinweise gestreut, die entweder nicht weiter verfolgt werden – obwohl deren mögliche Implikationen starke Auswirkungen auf die Geschichte haben – und gleichzeitig gibt es an anderen Stellen Auflösungen, die geradezu naiv wirken und wenig Sinn ergeben. Ich kann mir das nur so erklären, dass das Buch authentisch aus der Perspektive Claras geschrieben wirken soll und sie als Kind nun einmal in weiten Teilen naiv ist und nicht alles wissen kann. Für mich als erwachsenen Leser fällt es zugegeben schwer, das so zu verdauen. Ein wenig ausgleichen konnte das dafür die lockere Art, die Clara oft an den Tag legt und mich mit kessen Sprüchen auch in ernsten Situationen zum Schmunzeln brachte.

Insgesamt gewährt einem Solo für Clara tiefe Einblicke in eine Szene, mit der wir als Laien kaum in Berührung kommen. Allein deshalb ist dieses Buch empfehlenswert für alle, die sich für Musik im Allgemeinen und das Klavierspielen im Speziellen interessieren. Nachdem Claudia Schreiber – so habe ich es verstanden – aufgrund einer realen Begegnung mit einem hochtalentierten jungen Mädchen diese Geschichte quasi in Anlehnung an wahre Begebenheiten geschrieben hat, ermöglicht sie es dem Leser, tatsächlich ein Gefühl dafür zu entwickeln, wie es sein muss sich mit einer solchen Begabung in der Welt zurecht zu finden.

Fazit

Eine uneingeschränkte Empfehlung würde ich nur bei einer Fünf-Sterne-Bewertung aussprechen. Solo für Clara hat meiner Meinung nach allerdings einige Schwächen. Und doch lohnt es sich für die richtige Zielgruppe, ein paar schöne Abende mit dem Buch zu verbringen. Besonders empfehle ich, dabei im Hintergrund die Stücke spielen zu lassen, so wie sie im Buch auftauchen; das verleiht dem Erlebnis eine unglaubliche Atmosphäre. Mir ist bewusst, dass es gerade bei Büchern, die auf Tatsachen beruhen, nicht zwangsläufig so sein muss, dass man sich mit dem Protagonisten identifiziert. Dennoch kann ich dem Buch nur dreieinhalb Sterne geben, was neben den inhaltlichen Schwächen hauptsächlich an meinem Ärger darüber liegt, wie unsympathisch Clara mir beim Lesen besonders zum Ende hin wurde.

Was ich der Autorin noch sagen wollte

Aus meiner Sicht hätte Clara etwas mehr Empathie gut getan. Obwohl sie einige Male gegen die Wand gelaufen ist, was ihre Beziehung zu bestimmten Charakteren betrifft, rechtfertigt das aus meiner Sicht nicht ihr rücksichtsloses Verhalten. Gewundert habe ich mich auch über die kurze romantische Eskapade, die trotz des Tagebuchcharakters verblüffend technisch und kurz ausgefallen ist. Ob sich zudem hinter den Anspielungen zum Professor mehr verbirgt, frage ich mich noch heute. Ob es anderen auch so geht?

[Rezension] In die Finsternis von Scott McLeary

In die Finsternis

Titel: In die Finsternis
AutorIn: Scott McLeary
Verlag: epubli GmbH
Erscheinungsdatum: 31. Mai 2015
ISBN: 978-3737542388
Format: eBook (348 Seiten)
Preis: 2,99€

zum Buch

Leseprobe

Worum geht’s?

Als die Anomalie am Himmel erschien, ahnten die Gambrianer nicht, dass viele von ihnen dem Tod geweiht waren. Aus welcher Welt die Bestie stammte, vermochte niemand zu sagen, doch sobald sie ihren Fuß auf die Planetenoberfläche gesetzt hatte, begann das Sterben. Die Streitkräfte Gambrias erlitten schwerste Verluste, und letztendlich mussten sie erkennen, dass sie niemals zuvor einem Feind wie diesem gegenübergestanden hatten. Erst als die gesamte gambrianische Zivilisation am Rande der Auslöschung stand, gelang es in einer verzweifelten Operation, die Bestie gefangen zu nehmen. Jahrmillionen später – auf der Erde tobt der Erste Weltkrieg – wird eine französische Spezialeinheit in Marsch gesetzt, um das Geheimnis einer deutschen Ausgrabung zu ergründen. Wonach haben die Deutschen gesucht, und warum sind sie so plötzlich verschwunden? (Quelle)

Meine Meinung zum Buch

Scott McLeary ist über rezi-suche.de auf uns aufmerksam geworden und hat gefragt, ob wir nicht Lust hätten, zu seinem Werk “In die Finsternis” eine Rezension zu schreiben. Da Miriam zu dem Zeitpunkt gefühlt schon zu viele Bücher auf dem SUB liegen hatte (was eigentlich immer der Fall ist) und das Thema des Buches mehr zu mir zu passen schien, habe ich es mir gleich gegriffen. Und siehe da: Was für eine interessante Geschichte! Ich liebe Genre-Mixes! Als Beispiele wären da zu nennen: Der dunkle Turm von Stephen King (Western/Horror/Thriller/Romance/Roadtrip/SciFi/Fantasy), die Anime-Serie Cowboy Bebop (Western/SciFi) oder auch die TV-Serie FireFly (Western, SciFi). Hm… hier ist klar ein Muster erkennbar. Und so viel sei gesagt: Einen Western findet man in Scott McLeary’s “In die Finsternis” nicht. Dafür aber eine Menge Zeitsprünge. Und an dieser Stelle möchte ich auch direkt meine erste Kritik äußern:

Zeitsprünge sind cool. Ich steh’ da voll drauf. Aber wenn sie zu verwirren beginnen, dann ist es nur noch ein schmaler Grad zwischen Weiterlesen und Weglegen. Und das kann bei mir – im Gegensatz zu Miriam – schon mal passieren. In diesem Buch war der Grad wirklich schmal. Die Zeitlinie springt im Wesentlichen zwischen einer tiefen Vergangenheit der Erde und der gegenwärtigen Handlung – in diesem Fall während der erste Weltkrieg tobt. Innerhalb dieser Linien wird aber z.T. heftig weitergesprungen und dabei auch ineinander verschachtelt. Für ein so überschaubares Buch mit seinen ca. 350 Seiten ist das aus meiner Sicht zu viel. Die Geschichte ist dafür aber faszinierend. Die Idee, dass es vor Jahrmillionen bereits eine fortschrittliche Zivilisation gab, deren Hinterlassenschaften Auswirkungen auf unsere Zeit haben, ist genial. Nicht neu (ich meine z.B. dass sogar Dean R. Koontz sich dieses Themas bedient hat), aber nichts desto trotz spannend! Noch interessanter sind dabei die Zusammenhänge, die sich erst im Laufe des Buches nach und nach offenbaren.

Mir ist dabei aufgefallen, dass das Buch sich neben dem SciFi-Einschlag phasenweise stark in plastischen Beschreibungen recht brutaler Kriegsszenen zu verlieren droht. Interessanterweise empfand ich beim Lesen gerade diese Szenen als authentisch und mein Lesetempo nahm dabei jedes Mal zu. Ohne mit blumigen Adjektiven zu übertreiben, reißt McLeary einen hier mitten in das Geschehen. Leider gelingt es ihm dabei aber nicht vollendst, die Charaktere auf eine Art zu entwickeln, dass man beginnt, ernsthaft mit ihnen zu leiden. Das mag aber auch daran liegen, dass um die Kriegsszenen herum der SciFi-Anteil aus meiner Sicht zu hohl wirkt. Da fehlt wirklich Inhalt. Die Entwicklung ist mir zu naiv, zu leicht, zu schnell. Die Erklärungen zu platt und in Teilen vollkommen unglaubwürdig. Die Entwicklung steht dabei im völligen Kontrast zu den Schilderungen der Kampfhandlungen.

Nichtsdestotrotz konnte ich den Lesefluss aufrecht erhalten und das Buch in insgesamt gerade mal zwei Tagen durchlesen (was für mich schon ein enormes Tempo ist). Das Ende hat mich wiederum gepackt und ich scheue mich nicht, zuzugeben, dass die Szenen zum Ende des Buches hin mir ein wenig die Augen haben feucht werden lassen. Das hat mich überrascht und zugleich gezeigt, dass Scott McLeary ein Autor ist, den man im Auge behalten sollte. Ich spüre hier viel Potential und würde mich freuen, auch von anderen zu hören, was sie von diesem Buch halten.

Fazit

Drei Sterne wären mir zu wenig, denn in Summe hat mir das Buch viel Spaß gemacht und die Idee und gerade das Setting mitten im ersten Weltkrieg fand ich außergewöhnlich. Leider reicht es aufgrund der oft eher oberflächlichen und z.T. naiven Handlungsstränge nicht ganz für die vier Sterne, weshalb ich guten Gewissens dreieinhalb vergebe.

Was ich dem Autor noch sagen wollte

Es gibt eine SciFi Saga aus Deutschland, die sich auch oft Naivität verwerfen lassen muss: Perry Rhodan. Der Grund dafür, dass der Stil hier eher akzeptiert wird, ist einfach: Zum einen wurden die ersten Romane in den 60’ern des letzten Jahrhunderts geschrieben (da gab es noch keine Kings, Schätzings oder Grishams) und zum anderen gehört es zum Konzept der Serie. “In die Finsternis” (ist übrigens jemandem aufgefallen, dass die englische Übersetzung des Titels verblüffend einem aktuellen Startrek-Titel ähnelt?) sucht seine Identität allerdings in einer komplexen Verstrickung verschiedener Zeitlinien und detailliert ausgearbeiteter Kampfhandlungen, umklammert mit einer spannenden Science Fiction Rahmenhandlung. Es hätte dem Buch aus meiner Sicht gut getan, letzterem mehr Authentizität zu verleihen.